Wie lange wird die paramilitärische Vorherrschaft in einem sich wandelnden Kolumbien noch andauern?

Die Barbarei des Todes kennt kein Ende: Paramilitärs ermorden einen jungen Bauern in San José. Die Ereignisse fanden am 23. September statt, ganz in der Nähe der Polizeistation und der Militärbasis. Das Opfer ist ein örtlicher Landwirt. Die Leiche lag am Tag nach der Tat immer noch am Fundort.

Unsere Friedensgemeinschaft wendet sich erneut an die nationale und internationale Gemeinschaft, um über die jüngsten Ereignisse zu berichten, die das Leben der Zivilbevölkerung in unserem Umfeld bedrohen und die sich gegen die Existenz unserer Friedensgemeinschaft richten. In unserem Gebiet herrscht weiterhin der Tod, da die Paramilitärs weiterhin ihre Waffen einsetzen, um ihre Botschaft zu verkünden: „Entweder ihr unterwerft euch oder ihr sterbt“.

Die Fakten, die wir der Öffentlichkeit zur Beurteilung zur Kenntnis geben, sind folgende:

Am Freitag, 16. September, traf eine Gruppe von Ingenieuren und Technikern auf dem Grundstück La Roncona unserer Friedensgemeinschaft ein. Sie sprachen mehrere Mitglieder von uns an und zeigten Dokumente vor, nach denen sie den Auftrag hätten, im Abschnitt zwischen Caracolí und San José das dortige Schwemmland des Flusses San José auf seinen geologischen Gehalt zu untersuchen. Die Papiere besagten, sie seien befugt, dieses Gebiet zu betreten, das jedoch Privatbesitz unserer Friedensgemeinschaft ist. Sie kündigten an, dass sie das Gebiet auf die Möglichkeit der Ausbeutung von Kohle in der Serranía de Abibe sowie von Kalkstein, Öl und Gold untersuchen wollten.

Diese Ankündigungen erfolgen vor dem Hintergrund der illegalen Ausbeutung des Schwemm-Materials des Flusses durch das Bürgermeisteramt und Privatpersonen, die es kommerziell verwerten. All dies entspricht einem offensichtlichen Entwicklungsplan, der bei einem kürzlichen Besuch einer anderen Delegation in der ersten Augustwoche 2022 angekündigt wurde, die in mehreren Dörfern der Gemeinde San José de Apartadó zugegen war.

Am Freitag, 23. September, fand tagsüber im Stadtzentrum von San José ein Betreuungstag für die Zivilbevölkerung statt, an dem u.a. eine Gesundheitsbrigade, Vertreter der Opferbetreuung und Standesbeamte teilnahmen (Die kolumbianische Justiz unterhält Teams von Anwälten und anderen juristisch gebildeten Personen, die sich der Betreuung von Opfern kriminieller Handlungen widmen (“Atención a Víctimas”). Dabei geht es vor allem auf dem Land darum, den Betroffenen den Zugang zur Justiz zu erleichtern, sie über ihre Rechte aufzuklären und sie zu unterstützen. – In vielen entlegenen Gegenden nicht nur Kolumbiens, sondern Südamerikas werden ambulante Standesämter herumgeschickt, um Eheschließungen, Todesfälle und Geburten zu registrieren, was unter anderem der erbrechtlichen Klarheit dient. Anm. d. Ü.) . Laut Zeugenaussagen waren mehrere Beamte aus dem Büro des Bürgermeisters anwesend. Diese sozialen Aktivitäten, die von staatlichen Stellen in Kolumbien durchgeführt werden, finden weiterhin inmitten der Präsenz bekannter Paramilitärs, Militärs und Polizisten statt. Das ist in diesem Gebiet Routine, aber wir finden es inakzeptabel.

Am selben Freitag wurden gegen 18 Uhr in der Nähe der Stadt San José mehrere Schüsse abgefeuert, die das Leben des jungen Bauern Jimmi Andrés Tuberquia, 18 Jahre alt, aus dem Dorf La Unión beendeten. Jimmi war am 10. Januar 2020 von den Paramilitärs im Dorf La Unión rekrutiert worden, hatte La Unión nach Todesdrohungen der Paramilitärs im Juli 2021 verlassen und war von Verwandten nach Medellín gebracht worden.

Am Samstag, 24. September, bildeten Mitglieder unserer Friedensgemeinschaft, nachdem sie vom Tod Jimmis erfahren hatten, eine Kommission und begaben sich zu der Stelle, an der am Vortag die Schüsse fielen. Sie fanden die Leiche des jungen Tuberquia am Ufer des Flusses San José. Stunden später trafen die zuständigen Behördenvertreter am Tatort ein und nahmen die Leiche mit. Trotz der Nähe zum Militärstützpunkt und zur örtlichen Polizeistation musste die Familie des Opfers mehr als 18 Stunden lang warten, bis der Leichnam freigegeben wurde.

Als Angehörige und Gemeindemitglieder den toten Jimmi schließlich wegtrugen, näherte sich ein bekannter Paramilitär, fotografierte die Szene und den toten Körper und verschwand danach.

Die digitale Zeitung “Alertapaisa” meldete am Samstag den Tod von Jimmi und schrieb, die Leiche sei nach Angaben der Behörden „drei Kilometer“ von San José entfernt aufgefunden worden. Weiter hieß es: „Die Behörden untersuchen die Hintergründe des Verbrechens und ob der junge Mann an dem Ort, an dem er gefunden wurde, ermordet wurde“. – Die Presse und die Behörden verzerren alles und versuchen, die Aufmerksamkeit von der Realität, unter der wir leiden, abzulenken.

Am Sonntag, 25. September, erfuhr unsere Gemeinde, dass ein unter dem Alias-Namen Franco bekannter Paramilitär, der in den Dörfern von San José operiert, durch einen neuen paramilitärischen Kommandanten ersetzt wurde, der in der Gegend angekommen ist, um die Kontrolle auszuüben. Dieser kündigte an, dass er eine Liste von Personen aus dem Stadtzentrum von San José und anderen Dörfern habe, die er töten wolle, und beschuldigte sie, Rebellen zu sein, wenn sie seine Befehle nicht befolgten. Darunter befindet sich auch die Friedensgemeinde. Er kündigte außerdem die Hinrichtung von angeblichen Dieben und Drogen-Konsumenten an – Substanzen, die von den Paramilitärs selbst geduldet, konsumiert und verkauft werden.

Am selben Sonntag verschwand nachts ein weiterer junger Mann aus dem Dorf San José und wurde mehr als 24 Stunden lang von den Paramilitärs festgehalten und gefoltert. (…)

Am Dienstag, 27. September, zeigt das Militär tagsüber im Stadtzentrum von San José de Apartadó starke Präsenz, ebenso an der Straße, die vom Stadtzentrum von Apartadó nach San José führt. Nach Angaben regionaler Medien handelte es sich dabei um eine Sicherheitsoperation. In Wahrheit hat die Anwesenheit der Sicherheitskräfte nur dazu gedient, die Paramilitärs zu schützen, die seit mehr als zwei Jahrzehnten zusammen mit den Sicherheitskräften Verbrechen in den Dörfern des Bezirks begehen.

Am Freitag, 30. September, waren gegen 19 Uhr in der Nähe des Stadtzentrums von San José de Apartadó mehrere Schüsse zu hören. und das  inmitten einer Sicherheitsoperation von Armee und Polizei im besiedelten Gebiet und am Stadtrand von San José.

Am Samstag, 1. Oktober, konnte man bei den Aktivitäten des Entminungsbataillons Nr. 6, bei denen der Hubschrauber auch außerhalb des Dorfes La Unión landete, beobachten, wie Kinder inmitten der Manöver dabei waren und dass das die Truppen einfach toleriert haben. Wir lehnen es nach wie vor ab, dass die Zivilbevölkerung, insbesondere Minderjährige, bei solchen Manövern, die in die unmittelbare Zuständigkeit der Militärbehörden fallen, dabei sein soll.

Angesichts der ständigen Rekrutierung von Kindern und Jugendlichen aus unserer Umgebung, die mit verschiedensten Versprechungen angelockt und so in den Krieg verwickelt werden, bekräftigen wir erneut, dass es unmenschlich ist, sie in das Rennen des Todes zu schicken. Der Traum von einem Leben ohne Krieg darf ihnen nicht verwehrt werden.

Am Montag, 3. Oktober, schlich sich ein Unbekannter nachts gegen drei Uhr heimlich in unsere Siedlung San Josesito, offenbar mit dem Ziel, unsere Mitglieder und die Wohnräume unserer Siedlung auszuspionieren.

Unser ständiger Dank gilt all jenen, die uns aus verschiedenen Regionen und Nationen mit ihrer solidarischen Unterstützung begleiten!

Friedensgemeinschaft San José de Apartadó, 4. Oktober 2022

Infostand beim Internationalen Sommerfest am 10.09.

Endlich kann das Internationale Sommerfest wieder gefeiert werden. Wir freuen uns sehr wieder mit dabei zu sein und Sie an unserem Infostand begrüßen zu dürfen.

Die kulturelle Vielfalt und Weltoffenheit der Landeshauptstadt wird auf dem Internationalen Sommerfest, wie bei keinem anderen Fest unserer Stadt unter Beweis gestellt. Das Sommerfest ist ein besonderes Fest der Begegnung. Eine Bühne der unterschiedlichen in Wiesbaden vertretenen Kulturen. Weiterlesen

Krieg und Frieden in der Sprache der Paramilitärs

CdP de San José de Apartadó – Bericht vom 12.10.2020
Übersetzung – 18.10.2020/BFK/WK

Wieder sieht sich unsere Friedensgemeinde genötigt, dem Land und der Welt über die letzten Vorkommnisse zu berichten. Wir leiden weiterhin unter den Machenschaften des Paramilitarismus, der weiterhin versucht, die Bauern zu unterwerfen. Dabei können die Paras fortfahren, ohne von einer staatlichen Autorität dabei gestört zu werden – im Gegenteil, sie erhalten sogar ökonomische und politische Unterstützung für ihre Projekte.

Seit dem 14. September gibt es eine verleumderische Kampagne, die unsere Friedensgemeinde diffamiert und uns empört. Seit jenem Tag zirkuliert per Whatsapp ein Pamphlet mit dem Titel: „Wir mögen die Friedensgemeinde nicht“, mit dem man versucht, die Bauern in unserem Gebiet gegen unsere Gemeinde aufzuhetzen. Wie dem Text zu entnehmen ist, stammt das Pamphlet von den Juntas de Acción Comunal der Dörfer Mulatos Medio und Mulatos Cabecera (Anm. d. Ü.: Die Juntas de Acción Comunal sind Mitbestimmungsgremien auf lokaler Ebene, die jedoch in der Praxis oft von den lokalen Machthabern kontrolliert werden), denn der oder die Verfasser laden Regierungsvertreter ein, diese Gemeinden zu besuchen.

Obwohl das Pamphlet angeblich von Bauern, nämlich Mitgliedern der örtlichen Gemeinde verfasst wurde, lässt der Inhalt keinen Zweifel an seiner paramilitärischen Herkunft. Seit einigen Jahren versuchen die Armee und andere staatliche Institutionen, die Juntas des Acción Comunal zu kooptieren, damit sie sich in der paramilitärischen Strategie zur Kontrolle der Region unterordnen.
Das wurde schon 2017 besonders deutlich, als unsere Friedensgemeinschaft 20 Jahre bestand, denn damals lud der Kommandant der 17. Heeresbrigade kooptierte Vertreter der Juntas ein, damit sie unsere Gemeinde gegenüber den internationalen Vertretern verleumden, die wegen des Jahrestages um einen Gesprächstermin mit der Heeresbrigade gebeten hatten.

Angesichts dieses empörenden Versuchs zogen sich die internationalen Vertreter brüskiert von dem Treffen zurück. Danach wurde auch klar, dass die Paras das gesamte Gebiet kontrollieren wollten, nachdem die FARC demobilisiert war. Tatsächlich haben sie das ja auch mit ihren Spionage- und Kontrollpunkten erreicht, und dabei konnten sie immer mit der staatlichen Unterstützung rechnen.

Aber was noch mehr auf die paramilitärische/militärische Herkunft des Pamphlets schließen lässt, ist sein Inhalt. Der oder die Verfasser versuchen die Situation in der Region wie eine Insel des Friedens aussehen zu lassen. Dafür müssen sie das Bespitzelungsnetz verheimlichen, das sie zur umfassenden Kontrolle der Einwohner aufgebaut haben. Verhehlt werden müssen auch die bewaffneten Streifen auf ihren Motorrädern, die ständig auf der Straße nach San José patrouillieren, ebenso wie die illegalen Steuern, die sie kassieren. Verschwiegen werden auch die Vorschriften, die sie den Bewohnern in ihren Versammlungen machen, etwa jene, die den Anbau von Produkten zum Eigenverbrauch verbieten und ihnen stattdessen sogenannte Entwicklungs- oder Fortschrittsmodelle aufzwingt, die auf lange Sicht zu ihrem Ruin und ihrer anschließenden Vertreibung führen.

Nicht die Rede sein darf auch von der dauernden Bedrohung jener, die sich all dem nicht fügen wollen oder von den Todeslisten und den Morden, die sie schon auf dem Gewissen haben. Unerwähnt bleiben natürlich auch die Gruppen von Zivilisten in Tarnuniformen und mit Gewehren und Handfeuerwaffen, die durch die Dörfer patrouillieren, ebenso wie das dauerhafte und freundschaftliche Zusammenleben von
paramilitärischen Führern und den Offizieren des Militärs im Dorf San José.

Sie erwähnen auch die Ankunft ausländischer Unternehmen nicht, die nur an der schnellen Ausbeutung der natürlichen Ressourcen interessiert sind und deren schwere Schädigungen der Umwelt mit rechtswidrigen Konsultationen der Bevölkerung bemäntelt werden. Die illegalen Erschließungsstraßen zu den Stätten der Ausbeutung werden mit dem Kapital und dem Maschinenpark gebaut, die die Paramilitärs zur Verfügung stellen.

So sieht die Insel des Friedens aus, die sie zeichnen und wo die demobilisierten ehemaligen FARC angeblich in absoluter Ruhe leben.
Dem Pamphlet nach ist die einzige Gruppe, die diesen „Frieden“ ablehnt, unsere Friedensgemeinde, die ihnen zufolge Krieg sät. Aber sie konkretisieren weder, was sie als Frieden, noch was sie als unseren Krieg bezeichnen. Im Pamphlet wird jedoch klar, dass es sie stört, dass unsere Gemeinschaft nicht mit den Paras kooperiert und zu ihren Verbrechen nicht einfach schweigt.

Daher ist es klar, dass wir ihrer Meinung nach „Krieg“ führen indem wir all ihre schlimmen und kriminellen Aktivitäten ablehnen, die sich sowohl gegen Menschen als auch gegen die Natur richten. (…) Wir werden nicht schweigen und immer wieder all diese Dinge an die Öffentlichkeit bringen – das ist für sie unser Krieg (…)

Sie wagen es nicht zuzugeben, dass sie uns bespitzelt und verfolgt haben und dabei zu dem Schluss gekommen sind, dass wir nicht einmal ein Messer haben, um uns zu verteidigen, und dass es daher leicht ist, uns zu töten. Stattdessen betraten sie am 29. Dezember 2017 bewaffnet unser privates Gebiet in Josesito, um uns zu ermorden und Gott sei Dank konnte durch eine schnelle waffenfreie Reaktion die Ermordung unserer Führer verhindert werden. Aber dennoch sind wir in dem Schriftstück diejenigen, die sich für „Krieg“ entscheiden und sie sind für „Frieden“.

Aber all diese Diffamierungen und unverschämten Angriffe sind ja nicht neu, sondern sind Teil einer Strategie, die schon seit Jahrzehnten verfolgt wird und die Vernichtung unserer Friedensgemeinde zum Ziel hat. Zuerst versuchten uns die Paramilitärs gemeinsam mit dem Militär physisch zu vernichten. Im Laufe der Jahre ermordeten sie in ihrem Rausch an Grausamkeiten mehr als 300 unserer Kameraden und Kameradinnen, darunter auch Kinder und Alte. Dieser einem Völkermord gleichende Vorgang wurde – mit rechtfertigender Wirkung – begleitet von einer kriminellen Stigmatisierungskampagne des Präsidenten der Republik.

Denn Paras, die vor den Instanzen des Friedensabkommens von ihren Taten aussagten, berichteten, wie Ex-Präsident Álvaro Uribe Vélez sie überzeugt hat, dass unsere Friedensgemeinde ein Guerrilla-Nest sei. Sie sollten daher mitleidslos unsere Leute töten, was sie heute bitter bereuen, weil sie verstanden haben, dass sie dadurch gezwungen wurden, Unschuldige zu töten. Uribe hat heute zahlreiche Strafverfahren eines Rechtssystems am Hals, das freilich zwischen Straflosigkeit und Gerechtigkeit hin- und herschwankt. Damals erfuhr diese Politik den starken publizistischen Rückhalt von Zeitungen wie „El Colombiano“ und „El Mundo de Medellín“ und von Rundfunkanstalten von Urabá. Sie verbreiteten Lügen und Verleumdungen und gingen ganz offensichtlich eine Komplizenschaft mit all diesen Verbrechen ein, für die sie nicht einen einzigen Tag im Gefängnis bezahlt haben, und sie haben den betroffenen Familien gegenüber auch nicht versprochen, diese Verbrechen nicht zu wiederholen.

Mehrere Jahre versuchte die Allianz aus Militärs und Paras, unsere Gemeinschaft durch Hunger auszurotten. Sie blockierten die Lebensmittelversorgung und scheuten sich nicht, dafür mehrere Chiveros-Fahrer (Anm.d.Ü.: die Chauffeure des informellen Nahverkehrs), alle Ladenbesitzer im Dorf und alle fliegenden Lebensmittel- und Getränkehändler an der Straße zwischen Apartadó und San José zu ermorden.

Dieser gesamte Vernichtungswahn wurde ergänzt durch die Arbeit des korrupten und kriminellen Justizapparates mit falschen Zeugen, Folter, willkürlicher Inhaftierung und Verletzung aller Prozessregeln. Auch als wir die obersten Gerichte anriefen und mit genauen Recherchen und Beweisen das Fehlverhalten von Staatsanwälten, Richtern, Polizeibeamten, Strafverteidigern aufzeigten, hatte das keinen Erfolg. Die Gerichte getrauten sich nicht zu handeln, sodass bis heute die korrupten und kriminellen Vertreter der sogenannten Gerechtigkeit in ihren Ämtern geblieben sind.

Nachdem nun unsere Gemeinschaft erfahren musste, dass sie nicht mit der Hilfe der Justiz rechnen konnte und ihrer verfassungsmäßigen Rechte beraubt werden, rekurrierte sie auf den Gewissensnotstand und wandte sich fortan nur noch an internationale Gerichte. Aber zugleich entschieden wir uns, weiterhin an das Gewissen und das Solidaritätsgefühl jener Menschen und Organisationen auf nationaler ebenso wie auf internationaler Ebene zu appellieren, die weiterhin an ethischen Prinzipien festhalten. Deshalb berichten wir weiterhin über die sozialen Netzwerke von den Angriffen gegen uns.

Auch dieser letzte Appell an die menschliche Solidarität der „Sauberen“ wurde von der 17. Brigade des Heeres blockiert. Am 28. September 2018 ging sie juristisch gegen uns mit dem Ziel vor, uns mundtot zu machen. Wir sollten gezwungen werden, alle unsere Auftritte in den sozialen Medien zu entfernen. Wir aber weigerten uns, diesen schurkischen Anweisungen Folge zu leisten. Die korrupte zuständige Richterin ließ sich dazu hinreißen, die in der Verfassung festgeschriebene Meinungsfreiheit zu verletzten, die die internationalen Normen des Verfassungsrechts als Wesensgehalt der Demokratie ansehen. Bisher hat das Verfassungsgericht solche absurden Urteile auf Eis gelegt, und zwar viel zu lang.

Kein Wunder also, dass die Herausgeber des hier erwähnten schmutzigen Pamphlets beklagen, dass ihr Verhalten kritisiert wird, aber gleichzeitig fordern sie die Regierung auf, sie bei einem der schwersten Verbrechen zu unterstützen: nämlich unsere Gemeinde zu vernichten (…).

Die Verfasser wollen außerdem, dass sie freien Zugang zu allen unserem Grund und Boden erhalten. Wir haben ja schon am
29. Dezember 2017 einschlägige Erfahrungen mit ihnen gemacht, als fünf Paramilitärs von denen, die in San José unentwegt mit den Ordnungskräften zusammen sind, in San Josesito mit dem Ziel eindrangen, unseren juristischen Vertreter und die Mitglieder unseres internen Rates zu ermorden. Sollen wir jetzt etwa alle Schlösser für sie öffnen, damit sie einfach hereinkommen und weiter töten können? Ist nicht dieses Verhalten typisch für kriminelle Banden?

In dem Pamphlet wird gefordert, den Vernichtungskrieg gegen uns „Frieden“ zu nennen. Entsprechend bezeichnen die Autoren die Beharrlichkeit, mit der wir angesichts ihrer Verbrechen, ihrer Gewalttaten, ihrer Drohungen und Übergriffe unsere Stimme erheben, als “Krieg”.

Basierend auf unseren festen Überzeugungen setzen wir hier den Bericht über die jüngsten Ereignisse fort:

  • Am Samstag, den 19. September 2020, wurde tagsüber eine Gruppe von Paramilitärs mit Gewehren auf der Straße gesehen, die vom Dorf Las Nieves nach La Esperanza führt, das zu San José de Apartadó gehört.
  • Am Dienstag, 29. September 2020, fuhr eine auffallende Gruppe von Männern, mit Pistolen bewaffnet, auf Motorrädern auf der Straße am Rande unserer Siedlung San Josesito. Am Nachmittag desselben Tages überquerte der als Alfredo bekannte Paramilitär diese Straße. Anscheinend koordinierten all diese Paramilitärs an diesem Tag die Verteilung von Flugblättern, die dann zwei Tage später in der gesamten Region und in vielen Gemeinden von Antioquia und dem Land gefunden wurden.
  • In der Nacht des Mittwochs, 30. September 2020, erreichten uns Informationen über einen angeblichen Vernichtungsplan, den die Paramilitärs zusammen mit einigen Siedlern dieser Zone ausgeheckt hätten. Ziel sollte unsere Friedensgemeinde sein. Es wird uns vorgeworfen, dass unsere Gemeinschaft keinen Fortschritt in der Gegend zulasse und dass wir die Anwesenheit der Paramilitärs im Dorf kritisierten, was ihnen schadet und verhindert, dass sie die Bevölkerung noch stärker kontrollieren.
  • Am Donnerstagmorgen, 1. Oktober 2020, fanden sich viele Pamphlete der Paramilitärs und eine Menge Graffiti an Bäumen und Häusern, die von den Autodefensas Gaitanistas de Colombia unterzeichnet waren, die unsere Region und viele andere in Kolumbien kontrolliert. (Anm.d.Ü: Die Autodefensas Gaitanistas de Colombia, AGC, gelten als die mächtigste und gefährlichste paramilitärischen Truppe des Landes. 2016 wurde geschätzt, dass die AGC, die zugleich eines der großen Drogen-Kartelle des Landes sind, rund 3000 Mann unter Waffen haben. Die AGC treten auch unter den Namen Clan del Golfo, Clan Úsuga oder Los Urabeños auf).
    Es scheint, dass diese Pamphlete nicht nur in San José de Apartadó und seinen Ortsteilen, sondern auch in vielen anderen Gemeinden des Landes verteilt wurden. In dieser Broschüre protestieren sie gegen die Brutalität der Nationalpolizei gegen Volksproteste und prangern gleichzeitig die Aktivitäten der Guerilla in der Region an. Es ist beunruhigend, dass eine staatlich tolerierte paramilitärische Struktur nun die Unterstützung der Bevölkerung gewinnen will, indem sie ihre eigene Schutzmacht in einer Angelegenheit anprangert, die auf nationaler Ebene so einhellig von der Bevölkerung abgelehnt wird, wie es das brutale Vorgehen der Polizei ist. Und dazu kommt noch, dass es keine Bestrebungen des Staates gibt, die Paras zu verfolgen, wie der Bischof von Apartadó vor einigen Monaten angeprangert hat.
  • An demselben Tag in den Morgenstunden marschierte ein Trupp von Soldaten der 16. Brigade (Anm.d.Ü. gemeint ist vermutlich die 17. Brigade), durch unser Friedensdorf und verletzten so unser Privateigentum. Ganz in der Nähe war unseren Informationen zufolge auch eine bewaffnete Gruppe von Paramilitärs in Zivil.
  • Tagsüber am 1. Oktober 2020 erhielt unsere Gemeinde Informationen, nach denen es die als Jesusito und Wilfer Higuita bekannten Paras waren, die die Pamphlete verteilt und Bäume und Häuserfronten beschmiert haben. Es ist bekannt, dass Wilfer Higuita als Teil der Paramilitärs 2009 in die 17. Heeresbrigade integriert wurde. Am 17. Januar 2009 wurde er Bote von Oberst Germán Rojas Díaz, dem Kommandanten der Brigade, sollte in dieser Funktion ein Mitglied der Friedensgemeinschaft erpressen und ihn auffordern, ihm bei der Zerstörung der Friedensgemeinschaft zu helfen, sonst würde er Strafverfahren wegen Drogenhandels oder Rebellion mit falschen Zeugen erfinden. Am 16. November 2009 machte Wilfer Higuita selbst am Rande von San José de Apartadé eine Liste von Ermordeten bekannt, von denen mehrere in den folgenden Tagen getötet wurden, wie Fabio Manco und Luis Arnelio Zapata. Laut Higuitas Ankündigung würden für jeden Tod sieben Millionen Pesos bezahlt. In diesen Jahren wurde er als Paramilitär mit Soldaten der 17. Brigade auf Patrouille gesehen.
  • Am Mittwoch, den 7. Oktober 2020, um 7 Uhr, betrat eine Gruppe von vier Soldaten der 17. Brigade ohne Genehmigung den inneren Bereich unseres Friedensdorfes. Etwas später um 11 Uhr betraten drei weitere Soldaten unerlaubt unseren Bereich, behaupteten einige Koordinaten zu überprüfen und gaben vor, sich verlaufen zu haben. Es sei darauf hingewiesen, dass das Friedensdorf ausreichend als Privatgebiet gekennzeichnet ist. Es ist nicht nachzuvollziehen, dass Beamte des Staates den Schutz des Eigentums ignorieren. Klar ist, dass die Paras eine Möglichkeit suchen, unsere Lebensweise zu zerstören. Deshalb nutzen sie verschiedene Beobachtungspunkte, um sich dauerhaft einen Einblick in unsere Aktivitäten zu verschaffen. Angeblich kommt ein neuer paramilitärischer Kommandant in das Gebiet, der den bisherigen, „Pueblito“ oder „Pueblo“ genannten Para-Chef ersetzen wird, der von den Ordnungskräften getötet worden ist.

Die Bergbauunternehmen haben das größte Interesse an der Übernahme unserer Region. In den letzten Monaten hat es viele illegale Befragungen der Bevölkerung  gegeben, um mit dem Abbau der Bodenschätze zu beginnen. (Anm.d.Ü.: In Kolumbien sind bei Bergbauprojekten Konsultationen der Bevölkerung juristisch vorgeschrieben. Oft führen die Firmen jedoch eigene  – also illegale – Befragungen durch, auf deren manipulierte Ergebnisse sie sich später berufen können.) Die Befragungen wurden von den Paramilitärs durchgeführt, die die schmutzige Arbeit des Urabá-Unternehmers verrichten.

Leider fallen die Bauern oft auf das Spiel dieser Unternehmen herein, die nur ihre Devisenkassen füllen und dafür die Bauern um ihre ohnehin prekären Einkünfte bringen wollen, die am Ende ihr Land tatsächlich aufgeben. Danach werden sie von jenen vertrieben, die diese Art der Enteignung als Fortschritt und Entwicklung ausgeben.

Man muss sich nur anschauen, wie die anderen Regionen des Landes aussehen, in denen diese Unternehmen die Ressourcen ausgebeutet haben und wie die Menschen jetzt nur noch in Elend leben, mit der Angst vor Vertreibung und mit Schmerz und Wut, weil sie den falschen Versprechungen geglaubt haben, die diese Unternehmen verbreitet hatten.

Wir wissen, dass es ein großes Interesse der Bergbaufirmen und der staatlichen Institutionen gibt, unserer Friedensgemeinde die kollektiven Ländereien zu nehmen. Sie nutzen den Paramilitarismus und einen großen Teil der Zivilbevölkerung in der Region,  um das Ärgernis zu beenden, das wir in ihren Augen sind. Dann könnten sie die Bodenschätze und Ressourcen ausbeuten und dieser schönen Zone ein Ende bereiten. Dieser Art von „Fortschritt des Todes und der Vernichtung“ tritt unsere Friedensgemeinde entschieden entgegen.

Wir möchten wieder den Personen und Gemeinden danken, die von unterschiedlichen Orten des Landes und der Welt aus uns diese fast 23 Jahre der Friedensgemeinde begleitet haben und die trotz der Isolation durch die Pandemie die kolumbianische Regierung weiterhin jeden Tag unter Druck setzt, unser Leben oder unser Erbe und unser Vermächtnis nicht zu zerstören. Wir danken aufrichtig dafür, dass Sie diesen Prozess der Verteidigung des Lebens unterstützt haben, und das ermutigt uns auch moralisch, unsere Grundsätze weiter zu verteidigen.

Comunidad de Paz de San José de Apartadó
12. Oktober 2020

Die Verschleierung des Mordens in Zeiten der Pandemie

CdP de San José de Apartadó – Bericht vom 22.6.2020
Eingesandt von cdpsanjose el Jue, Übersetzung 8.7.2020/bfk/wk

Unsere Friedensgemeinde San José de Apartadó wendet sich erneut an die Öffentlichkeit, um die neuen Ereignisse bekanntzumachen, die die verbrecherische Politik des kolumbianischen Staates und dessen Nachsicht und insgeheimes Einverständnis mit den kriminellen Vorgängen enthüllen, die in der Vergangenheit wurzeln. Weiterlesen

Geburtstagsfest inmitten von tödlichen Viren

CdP de San José de Apartadó – Bericht vom 30.3.2020
Übersetzung 10.5.2020/bfk/wk

Am Montag, 23. März, haben wir unseren Gründungstag gefeiert: Genau vor 23 Jahren hat sich unsere Gemeinde zur Friedensgemeinde San José de Apartadó proklamiert. Wir entstanden inmitten eines wahren Blutbades, das das kolumbianische Heer und sein paramilitärischer Arm damals angerichtet hatten, und zwar ganz sicher nicht, um die anderen Bewaffneten zu bekämpfen, sondern mit dem festen Vorsatz, alle sozialen Bewegungen auszurotten, die sich nicht ihrer Politik unterwerfen wollten. In unserem Fall hatten sich die offiziellen Streitkräfte zur Aufgabe gemacht, alle die zu eliminieren, die sich nicht an einem bewaffneten Konflikt beteiligen wollen, in den gemäß der importierten Militärdoktrin die gesamte zivile Bevölkerung, egal ob aktiv oder passiv, einbezogen werden muss.

Heute, 23 Jahre später, liegen uns die gerichtlichen Aussagen von früheren Paramilitärs vor, nach denen der damalige Staatspräsident Álvaro Uribe Vélez ihnen eingeredet hatte, dass unsere Friedensgemeinde in Wahrheit ein Guerrilla-Nest sei. Aus diesem Grund waren sie ihren Aussagen zufolge bereit, möglichst viele von denen umzubringen, die an unserem Friedensprozess mitmachten. Aber Jahre später wurde ihnen klar, dass das alles gefälscht war und dass man sie genötigt hatte, Unschuldige zu töten und fürchterliche Verbrechen zu begehen, die sie bis heute bereuen.

Wegen der sozialen Distanzierung, die zurzeit in Kolumbien und weltweit geboten ist, war unser Gedenken an den Gründungstag hauptsächlich virtuell. 22 Schwestergemeinden und –organisationen aus vielen Ländern traten via Internet mit uns in Kontakt. Sie priesen in ihren wunderbaren Botschaften der Solidarität und der Brüderlichkeit den Weg des Widerstandes und der Würde, die unsere Gemeinde eingeschlagen hat und auf dem sie uns alle mit ihrer moralischen Unterstützung begleitet haben.

Aber da die Angriffe und die Verbrechen der staatlichen Akteure nicht enden, müssen wir erneut von einer Reihe von bedrohlichen Situationen und Übergriffen berichten.

Am Samstag, 14. März, erhielt einer der Einwohner von San José de Apartadó den Anruf eines als „Nicolás“ bekannten Anführers der paramilitärischen Gruppe „Clan del Golfo“. Vom Mobiltelefon mit der Nummer 312-4320960 aus forderte Nicolás eine Kuh als finanziellen Beitrag zu den paramilitärischen Aktivitäten in San José. Als sich der Einwohner weigerte, drohte der Anrufer ihm an, dass einer seiner nächsten Verwandten bald getötet werde.

Am Sonntag, 15. März, wurden wir informiert über die Todesdrohungen, die die Familie von Amado Torres erhielt, der am 29. Februar dieses Jahres im Dorf La Miranda ermordet worden war. Nach seinem gewaltsamen Tod weigerten sich die zuständigen staatlichen Stellen, die Leiche abzuholen. Die Familie musste sie bis nach Caracoli bringen, das zum Dorf La Victoria gehört. Es ist bekannt, dass an dem Verbrechen die Paramilitärs mit den Tarnnamen Alfredo und René beteiligt waren, letzterer als Befehlshaber in der Region. Die Familie von Amado Torres sah sich gezwungen, ihre Farm zu verlassen, nachdem die Paras praktisch die Kontrolle über das Land der Familie übernommen haben. Über die Nachbarschaft ließen die Paras verbreiten, dass „jetzt noch andere Familienmitglieder an der Reihe sind zu sterben“. Einer der Arbeiter des ermordeten Farmers steht offenbar auch im Fadenkreuz der Verbrecher.

Zu dieser Bedrohungslage kommt noch hinzu, dass die Staatsanwaltschaft absolut nichts zur Aufklärung des Verbrechens unternimmt. Schlimmer noch, der zuständige Staatsanwalt hat das Mobiltelefon von einem der Söhne des Opfers eingezogen, was sich in die perverse Tradition der Justiz von Urabá einfügt, gegen die Opfer und nie gegen die Täter zu ermitteln. Es ist dagegen völlig unverständlich, warum die Staatsanwaltschaft nicht die Handys jener Paras beschlagnahmt hat, die für das Verbrechen verantwortlich sind – es handelt sich schließlich um eine in der Gegend bestens bekannte Gruppe.

Für den Samstag, 21. März, wurden in Nuevo Antioquia – das zum an San José de Apartadó angrenzenden Munizip Turbo gehört – verschiedene Abordnungen der Juntas de Acción Comunal zusammengerufen, die sich zur Ausbeutung eines riesigen Kohle-Vorkommens in der Region äußern sollen, die offenbar ein südkoreanischer Bergbaukonzern beabsichtigt (Anm. d. Ü.: Die Juntas de Acción Comunal sind gewählte Organe der Bürgerbeteiligung auf kommunaler Ebene, die in Kolumbien eine lange Tradition haben. Heute stehen sie oft unter Druck von mehreren Seiten. Einerseits versuchen die lokalen politischen Parteien, sie zu beherrschen, andererseits werden sie oft von den bewaffneten Gruppen, also Guerrilla und Paramilitärs, unter Druck gesetzt.) In diesem Zusammenhang denken wir an die Südkorea-Reise des früheren Präsidenten Juan Manuel Santos im Jahr 2013, bei der es den damaligen Medienberichten zufolge darum ging, mit den Südkoreanern Verträge zur Ausbeutung von Bodenschätzen, vor allem von Kohle, auszuhandeln.

Es ist allerdings sehr merkwürdig, dass die Nationale Bergbau-Agentur ausschließlich die kolumbianischen Unternehmen Argos und Carbones del Golfo als Inhaber von Schürflizenzen ausweist. Kennern der Materie zufolge findet eine Art unternehmerisches Outsourcing statt. Demnach agieren die nationalen Unternehmen als Strohmann für das multinationale Kapital. Uns beunruhigt außerordentlich, dass nun die Zustimmung der Juntas de Acción Comunal erforderlich sein soll. Denn die sind zum großen Teil von paramilitärischen Gruppen oder von klientilistischen Politikern manipuliert.

Das alles zeigt, dass man eine formelle Volksbefragung umgehen will, wie sie bei Projekten dieser Art und Größenordnung durch die Verfassung und die entsprechenden Ausführungsgesetze vorgeschrieben ist. Die Befragung der Juntas de Acción Comunal ist nichts weiter als eine illegale Nachahmung einer legalen Volksbefragung. Dahinter stecken egoistische, schändliche Interessen, die mit unverfrorener Bestechung durchgesetzt werden. So bietet man denen, die bei der Befragung mit Ja stimmen, unverhohlen Pick-ups, monatliche Zahlungen, Wohnungen in der Stadt und andere Pfründe an. Sogar der Bau eines Staudamms im Rio Mulatos wird versprochen, obwohl der mit Sicherheit nicht die Probleme lösen wird, die die Bevölkerung mit der Wasserversorgung hat, sondern dieser Staudamm würde am Ende in den Dienst der im Übrigen ökologisch verheerenden Kohlenförderung gestellt. Eine solche Ansammlung von Illegalität und Verderbtheit kann nur gedeihen im Wirkungsbereich paramilitärischer Kontrolle und in einem Gemeinwesen mit äußerst langer paramilitärischer Tradition, wie es Nuevo Antioquia ist.

Am Sonntag, 22. März, veranstalteten die Befehlshaber der Paras im Weiler La Unión eine Art Party mit Alkohol, Drogen und Gewalt, und das, obwohl an diesem Sonntag in Kolumbien bereits das Isolationsgebot in Kraft war, mit dem die Ausbreitung des Corona-Virus gebremst werden soll. Die Hauptfiguren bei diesen Ausschreitungen waren der Para-Chefs Wilmer de Jesús Úsuga, ferner die unter den Alias-Namen Jesusito, Ramiro und Samuel bekannten Paras, allesamt frühere Farc-Kämpfer. Wilmer oder Jesusito hatten bereits vorher, vom Weiler San José aus, eine Todesdrohung gegen Wilfer Higuita ausgesprochen, der in La Unión lebt. Higuito diente 2009 dem damaligen Kommandeur der 17. Brigade, Oberst Germán Rojas Díaz, als Unterhändler bei dem Versuch, ein Mitglied unserer Friedensgemeinde zu erpressen: Sollte sich unser Mann nicht an der Zerstörung der Friedensgemeinde beteiligen, würden falsche Zeugen gegen ihn vor Gericht aussagen. Als Wilfer nun nach La Unión floh, folgte ihm Jesusito dorthin und bedrohte ihn und andere Bewohner des Weilers, während die anderen Paras, die Brüder Samuel und Ramiro, Marihuana rauchten. Wir als Friedensgemeinde bedauern zutiefst, dass La Unión heute so tief gesunken ist, obwohl es zu anderen Zeiten der Schauplatz des heroischen Widerstandes und des Martyriums von hochgeschätzten Führungsfiguren und von beispielhafter Solidarität und des Gemeinsinnes war.

Am Montag, 23. März, beobachteten die Posten, die den Eingang des Warenschuppens der Friedensgemeinde bewachen, gegen 21 Uhr zwei unbekannte Personen auf einem Motorrad. Einer von ihnen stieg ab, stellte sich an den Weidezaun gegenüber, so als ob er urinieren würde, danach verschwanden die beiden wieder in Richtung Stadt. Unsere Wachleute vermuten, dass sie andere Absichten hatten, die sich jedoch nicht weiterverfolgten, als sie die Wachposten sahen.

Noch einmal wollen wir allen danken, die uns in unserem Widerstand begleiten und stärken. Ihre Botschaften und Glückwünsche waren uns gerade an unserem 23. Jahrestag außerordentlich wichtig.

„Der Tod bleibt der effektivste Weg, um jeden loszuwerden, der sich nicht unterwirft.“

CdP de San José de Apartadó – Bericht vom 7.3.2020
Übersetzung 14.4.2020/bfk/wk

Schon wieder ist es notwendig, dass sich unsere Friedensgemeinschaft von San José de Apartadó an das Land und die Welt wendet um die aktuellen Aktionen der Paramilitärs zu dokumentieren denen wir ausgesetzt waren und die immer wieder ihre zunehmende Dominanz in unserer Region zeigt.

Vor 23 Jahren haben wir uns als Friedensgemeinschaft niedergelassen, wir wollten uns nicht in den bewaffneten Konflikt verwickeln lassen und weigerten uns selbst Waffen einzusetzen oder in irgendeiner Weise mit irgendeiner Art von bewaffnetem Gruppen zusammenzuarbeiten. Seitdem sind die Angriffe im Gange, bestehend aus Morden, Verschwindenlassen, Folter, illegaler Inhaftierung, Bombenanschlägen, Vertreibung, Verleumdungskampagnen, Verleumdungen, Plünderungen, Zerstörung von Häusern und Kulturen, Raubüberfällen und bewaffneten Angriffen, bewaffneten Überfällen auf unsere Räume, Drohungen, Vergewaltigungen, Schändung von Leichen und Gedenkstätten, Invasionen, paramilitärische Kontrollen und Stigmatisierungen aller Art, durch die Macht legaler und illegaler Waffen. Monat für Monat haben wir alle Aggressionen gegen uns, die Komplizenschaft der Regierung und der Institutionen des Staates protokollieren all diese Barbarei gegen denjenigen, der in unserer Region und im Rest des Landes anders denkt.

Der Tod bleibt der effektivste Weg, um jeden loszuwerden, der sich nicht unterwirft.

In den letzten zwei Jahren hat das paramilitärische System, das System das für die Regierung die Drecksarbeit erledigt, Listen erstellt mit Namen von Menschen die getötet werden sollen, zusätzlich zu den Hunderten von Menschenleben, die bereits beseitigt wurden. Listen für Tötungen, die auch tatsächlich ausgeführt werden. Die Kontrollorgane, also die Justiz und die Exekutive, angeführt vom Staatspräsidenten, der der Verfassung zufolge der oberste Hüter der Menschenrechte sein müsste, tolerieren dieses Geschehen, obwohl sie doch Grundlagen wie das Recht auf Leben, Integrität und grundlegende individuelle und kollektive Freiheiten garantieren müssten.

In den letzten Tagen waren wir wieder mit der Zerstörung eines zivilen Lebens durch die Paramilitärs konfrontiert und mit der routinemäßigen Reaktion des Staates: Sie können nicht einmal zur Beseitigung der Leiche gehen, weil „es keine Sicherheitsbedingungen für die Staatsbediensteten gibt.“

Wir fragen uns, über welche Art von Unsicherheit gesprochen wird, wenn Armee, Polizei und andere offizielle Institutionen täglich in der kleinen Stadt San José mit den Mitgliedern und dem Kommando des Paramilitarismus leben, einer Struktur, die für dieses jüngste Verbrechen verantwortlich ist und die Todeslisten erstellen.

Daher hat unsere Gemeinschaft keinen Zweifel, dass die verschiedenen staatlichen Kräfte, die bei uns präsent sind, verantwortlich sind für die gegenwärtige Lage. Die 17. Heeresbrigade und die Polizei von Urabá räumen zwar ein, dass sie unsere Aufzeichnungen über die Paramilitärs zur Kenntnis nehmen: Wo sie sich bewegen, welche Gewalttaten sie verüben, welche Alias- und oft auch welche echten Namen sie tragen, welche Nummern die Handys haben, von denen aus sie uns bedrohen und von denen aus sie sogar Videos verschicken, auf denen ihre illegalen bewaffneten und uniformierten Truppen zu sehen sind, die sie auf Fincas der Region zusammenziehen. Aber: nie passiert etwas, alles geht genauso oder noch schlimmer weiter.

Die Fakten, die wir wie immer aufgezeichnet haben, sind dieses Mal wie folgt:

In den Tagen vor dem 21. Februar 2020 (15.Jahrestag des schrecklichen Massakers von Mulatos und La Resbalosa bei dem Paramilitärs und reguläre Soldaten fünf Erwachsene und drei Kinder, darunter ein 21 Monate altes Baby, abschlachteten) hätten die Paramilitärs nach Angaben der örtlichen Bevölkerung ein Treffen mit der Zivilbevölkerung auf dem Mulatos-Hügel abgehalten.

Am Sonntag, den 23. Februar 2020, stieß ein junger Paramilitär, der in der Region als „KALET“ bekannt ist, Drohungen gegen unsere Friedensgemeinschaft aus. Kalet erklärte: er werde „nicht ruhen, bis ich nach La Holandita gehe und das Blut dieser verdammten Gemeinde fließen sehe“.

Am selben Sonntag, dem 23. Februar 2020, hatte die Armee nach Informationen von Dorfbewohnern ein Treffen in der Gemeinde Nuevo Antioquia, die zu Turbo gehört, offenbar um über die neue Straße Nuevo Antioquia/Playa Larga, Rodoxali/La Esperanza/Mulatos zu sprechen, für die bereits eine Trasse geschlagen wird. ohne dass irgendeine offizielle Genehmigung dafür erteilt worden ist. Unseren Informationen zufolge empfahl das Militär der Zivilbevölkerung, die Trasse weiterhin heimlich zu öffnen, und zwar mithilfe von Maschinen der Brigade, um Tatsachen zu schaffen, denn dann bleibe der Regierung nichts anderes übrig, als die Straße nachträglich zu genehmigen. Genauso äußerten sich letztes Jahr die Paramilitärs in verschiedenen zu San José de Apartadó und Tierralta Córdoba gehörenden Dörfern. Sie forderten deren Bewohner auf, ihnen bei der illegalen Verlegung von Stromleitungen zu helfen, die der offizielle Energieversorger EPM dann nachträglich genehmigen müsse, weil sie nun schon mal vorhanden seien.

Am Mittwoch, den 26. Februar 2020, befand sich eine Gruppe von Paramilitärs in Zivil und mit Handfeuerwaffen in einer Wohnung, etwa 180 Meter vor der Stadt San José am Fluss Cuchillo, wo sie Alkohol konsumierten und mit ihren Waffen die Passanten einschüchterten.

Mittwoch, den 26. Februar 2020, wurde in der Nähe von Mulatos Altos Medio de San José de Apartadó eine hohe Präsenz von Paramilitärs mit militärischer Kleidung und Gewehren festgestellt.

Am Donnerstag, den 27. Februar 2020, durchquerten zwei Paramilitärs, die privaten Räume unserer Friedensgemeinschaft in der Gemeinde Mulatos Medio, unser Friedensdorf „Luis Eduardo Guerra“ mit Handfeuerwaffen und Funkgeräten um sie auszuspionieren.

Am Freitag, den 28. Februar 2020, wurde unsere Friedensgemeinschaft über eine Gruppe von vermummten Paramilitärs, die sich zwischen den Dörfern El Salto, El Guineo und El Gas, von San José de Apartadó aufhielten informiert. Nach Angaben von Dorfbewohnern bedrohten diese Paramilitärs dort eine Familie, die auf ihrem eigenen Land arbeiten wollten, sodass sie sich aus Todesangst zurückzogen.

Am Samstag, den 29. Februar 2020, zwischen 6:00 und 7:00 Uhr wurde Herr Amado Torres auf dem Weg La Miranda, San José de Apartadó in der Nähe seines Hauses getötet. Er war ein Siedler dieses Gebiets und ein Mitglied der Junta de Accién Comunal. Mehreren Berichten zufolge erreichten Uniformierte sein Haus, zogen ihn heraus und töteten ihn mit mehreren Schüssen in den Kopf.

Sein 20-jähriger Sohn Carlos Andrés Torres war am 9. April 2013 auf dem Weg von Caracola von Soldaten der Nationalarmee getötet worden, als er nach Hause gehen wollte, nachdem er landwirtschaftliche Produkte zum Verkauf nach Caracola gebracht hatte. Alles zeigt, dass sein Vater, Don AMADO, bestraft werden sollte, weil er den Paramilitärs die Autonomie über seine Farm demonstrieren wollte und sich nicht ihren Forderungen unterwarf, ihnen die Ressourcen seines Betriebs zu geben und sich weigerte, ihnen die illegalen Steuern oder „Impfstoffe“ zu zahlen, die sie verlangten.
Die Justizbehörden weigerten sich, in das Gebiet zu gehen und die Exhumierung des Körpers durchzuführen. Sie führten ironischerweise „Sicherheitsgründe“ an, wo doch jedermann ihre Nähe und Komplizenschaft mit den Paramilitärs wahrnimmt und von der Garantie der überwältigenden Straflosigkeit, die hauptsächlich verantwortlich für die herrschende Kriminaliät in der Region ist, weiß. Zufälligerweise war Präsident Ivan Duque an einem Tag zusammen mit dem ehemaligen Präsidenten Alvaro Uribe in Apartadó, angeblich um workshops zu besuchen, die das Ziel „das Land aufbauen“ hätten. Als er von dem Verbrechen erfuhr, spielte er es mit der Begründung herunter, dass es viele gewalttätige Gruppen in der Gegend gebe. Statt ihre Aufgabe durch den Nationalen Polizeikommandanten General Óscar Atehortúa professionell erfüllen zu lassen, setzten Justizbehörden Belohnungen – 20 Millionen (€4660) – für zivile Informanten aus, wenn sie über die Täter Auskunft geben. So wird in Kolumbien die Aufgabe krimineller Ermittlungsorgane mit einer perversen Methode ersetzt. Diese Methode öffnet Manipulationen und Fehlinformationen Tor und Tür und greift die öffentliche Moral an. Die Menschen lernen so, dass Strafverfolgung eine lukrative Sache ist, so wächst der Nährboden für falsche Zeugenaussagen und das moralische Gewissen wird immer weiter zerstört.

Am Sonntag, den 01. März 2020, kam die Information an unsere Friedensgemeinschaft, dass Paramilitärs Fortschritte beim erzwungenen Verkauf von Land im Caraballo-Gebiet der Arenas Bajas, von San José de Apartadó machen. Es gibt bereits viele Grundstücke, die diese paramilitärische Gruppe durch die Bedrohung ihrer Besitzer erworben hat, die ihnen das Eigentum aus Angst vor dem Tod verkaufen.
An diesem Sonntag, dem 01. März 2020, in den Stunden der Nacht, wurde Herr JOSO POLICARPO CATANIO, im Weiler San José, von drei Männern, die angeblich Teil der Paramilitärs sind, mit dem Tode bedroht, sie sind in der Gegend bekannt. Es ist Dario Tuberquia, zuständig für Drogenhandel außerdem Jairo Borja und Yeison Osorno. Sie waren im Begriff, ihn mit Gewehren zu erschießen.

Am Montag, den 02. März 2020, erreichten unsere Friedensgemeinschaft Informationen über eine Liste, die wohl in San José unter den Paramilitärs zirkuliert. Diese Liste setzt die Liste, fort auf der die bereits Getöteten standen. Es sind: Deimer Usuga am 16. Januar 2019, Yeminson Borja am 7. Juli 2019, Weber Andrés am 18. August 2019 und Amado Torres am 29. Februar 2020 und es scheint, dass der Inhalt dieser Liste vervollständigt wird mit Namen von Einheimischen und Mitgliedern unserer Friedensgemeinschaft, deren Ermordung bereits vorbereitet wird.

Wir stellen ferner fest, dass wir am 19. Juni 2019 einen Rechtstitel in der Präsidentschaft der Republik (Rad: Ext 19-00060721) mit 86 Aufzeichnungen über Übergriffe haben, die zwischen dem 7. August 2018 und dem 23. Mai 2019 gegen unsere Friedensgemeinschaft begangen wurden, unter Berufung auf die Artikel 2,6,18 und 189 der Landesverfassung, die Artikel 7,11 und 20 des Verwaltungsgerichtsgesetzes (Gesetz 1437 von 2011) und das Urteil SU 1184/01 des Verfassungsgerichtshofs, Nr. 16-17. Präsident Duque leitete dieses Dokument an das Verteidigungsministerium weiter, entgegen dem allgemeinen Rechtsverständnis, nach dem die beschuldigte Institution nicht selbst über die gegen sie vorgebrachten Beschuldigungen befinden darf.

Am 17. Dezember 2019 verschickte der Kommandeur der Siebten Division eine 32-seitige Antwort der Brigade XVII, die sich auf 81 der 86 Punkte bezog. Nur in einem einzigen Fall (13. März 2019) räumt er ein, dass es eine militärische Präsenz in Mulatos gab und dass die Armeetruppen, die sich in einer angeblichen Konfrontation mit einer anderen bewaffneten Gruppe befanden, Schüsse abgegeben haben.
In allen anderen Fällen heißt es, dass die Armeetruppen von den Orten der Ereignisse entfernt waren (zwischen 4 und 11 Kilometern). Es wird behauptet, dass die Meldungen über die Übergriffe der Paramilitärs so spät kamen, dass das Militär nicht mehr eingreifen konnte oder dass die Fakten nicht klar sondern konfus sind, mit prekären Informationen, obwohl alle Koordinaten von Zeit, Ort und fiktiven oder realen Namen der Opfer angegeben wurden und in mehreren Fällen die Handynummern der Bedrohenden.

Diese Reaktion der Regierung offenbart erneut, was wir als Friedensgemeinde seit 23 Jahren immer wieder erlebt haben: Paramilitärs bewegen sich frei im gesamten Gebiet, treiben die Bewohner der Gemeinde zusammen, zwingen ihnen Regeln auf, bedrohen sie und kassieren illegale Steuern von ihnen – aber nie ist das Militär in der Nähe!.
Alles scheint ganz genau koordiniert, so dass die Armee, wenn die Auseinandersetzungen stattfinden, 4 oder mehr Kilometer entfernt ist und somit erklären kann, dass sie die Tatsachen „nicht gewusst“ hat. Wenn dann die Anschuldigungen oder Beweise auftreten, beteuern sie stets, dass sie Geheimdienst- und Kontrolloperationen durchführen, um die Gemeinschaft zu schützen und zu versuchen, Mitglieder des „Golf-Clans“ zu herauszufiltern.

Diese Para-Truppe ist ihr virtueller und theoretischer Feind, denn sie treffen nie auf ihn. Aber sie halten die paramilitärische Struktur nicht für illegal, die hinter den konkreten Namen jener Männer steht, die die Friedensgemeinde in ihren Anzeigen benennt und mit denen die Armee ebenso wie die Polizei im Weiler San José auf vertrautem Fuß stehen.

Unsere Gemeinschaft versteht, dass die Sicherheitskräfte keine gerichtlichen Befugnisse hat und sich deshalb die Hände in Unschuld wäscht angesichts der absoluten Straflosigkeit aller Delikte. Der Präsident und die verschiedenen Institutionen des Staates wissen sehr wohl, dass unsere Gemeinschaft nicht vor Gericht geht, weil sie seit mehreren Jahrzehnten bis zum Überdruss erlebt hat, dass dieser Apparat nicht gerecht ist und nur Straflosigkeit und Korruption hervorbringt und außerdem verfolgt er Whistleblower und Zeugen. Es ist tragisch, dass sich die obersten juristischen Instanzen geweigert haben, unseren Beschuldigungen nachzugehen, die Korrupten zu bestrafen und sie im Gegenteil sogar im Amt zu belassen. Die Ethik und das Gewissen verbieten uns, mit so einem verfaulten System zusammenzuarbeiten.

Bei den Friedensverhandlungen in Havanna verpflichtete sich die Regierung, den Paramilitarismus zu beseitigen. In unserer Gegend ist seine Macht gerade nach dem Friedensabkommen noch gewachsen, und sie wächst täglich weiter, und dabei verspürt man nicht die geringste Anstrengung des Staates, dem Paramilitarismus die Grenzen aufzuzeigen oder ihn endlich auszuradieren. Wie die nationale und internationale Gemeinschaft dies jedoch zur Genüge weiß, hat die Regierung den Paramilitarismus erheblich gestärkt, anstatt ihn zu beseitigen. Es gibt also eine große Verantwortung der Regierung, sie sollte sich nicht hinter der Verantwortung der internationalen Gerichte verstecken.

Während wir Beweise für unsere Tragödie sammeln und sie mit der ethischen Welt teilen, wertschätzen wir zunehmend die moralische Unterstützung von Menschen und Gemeinschaften aus zahlreichen Räumen Kolumbiens und vielen anderen Ländern auf der ganzen Welt, die uns ihre mit ihrer Solidarität Mut machen. Ihnen allen möchten wir wieder einmal aufrichtig danken.