Krieg und Frieden in der Sprache der Paramilitärs

CdP de San José de Apartadó – Bericht vom 12.10.2020
Übersetzung – 18.10.2020/BFK/WK

Wieder sieht sich unsere Friedensgemeinde genötigt, dem Land und der Welt über die letzten Vorkommnisse zu berichten. Wir leiden weiterhin unter den Machenschaften des Paramilitarismus, der weiterhin versucht, die Bauern zu unterwerfen. Dabei können die Paras fortfahren, ohne von einer staatlichen Autorität dabei gestört zu werden – im Gegenteil, sie erhalten sogar ökonomische und politische Unterstützung für ihre Projekte.

Seit dem 14. September gibt es eine verleumderische Kampagne, die unsere Friedensgemeinde diffamiert und uns empört. Seit jenem Tag zirkuliert per Whatsapp ein Pamphlet mit dem Titel: „Wir mögen die Friedensgemeinde nicht“, mit dem man versucht, die Bauern in unserem Gebiet gegen unsere Gemeinde aufzuhetzen. Wie dem Text zu entnehmen ist, stammt das Pamphlet von den Juntas de Acción Comunal der Dörfer Mulatos Medio und Mulatos Cabecera (Anm. d. Ü.: Die Juntas de Acción Comunal sind Mitbestimmungsgremien auf lokaler Ebene, die jedoch in der Praxis oft von den lokalen Machthabern kontrolliert werden), denn der oder die Verfasser laden Regierungsvertreter ein, diese Gemeinden zu besuchen.

Obwohl das Pamphlet angeblich von Bauern, nämlich Mitgliedern der örtlichen Gemeinde verfasst wurde, lässt der Inhalt keinen Zweifel an seiner paramilitärischen Herkunft. Seit einigen Jahren versuchen die Armee und andere staatliche Institutionen, die Juntas des Acción Comunal zu kooptieren, damit sie sich in der paramilitärischen Strategie zur Kontrolle der Region unterordnen.
Das wurde schon 2017 besonders deutlich, als unsere Friedensgemeinschaft 20 Jahre bestand, denn damals lud der Kommandant der 17. Heeresbrigade kooptierte Vertreter der Juntas ein, damit sie unsere Gemeinde gegenüber den internationalen Vertretern verleumden, die wegen des Jahrestages um einen Gesprächstermin mit der Heeresbrigade gebeten hatten.

Angesichts dieses empörenden Versuchs zogen sich die internationalen Vertreter brüskiert von dem Treffen zurück. Danach wurde auch klar, dass die Paras das gesamte Gebiet kontrollieren wollten, nachdem die FARC demobilisiert war. Tatsächlich haben sie das ja auch mit ihren Spionage- und Kontrollpunkten erreicht, und dabei konnten sie immer mit der staatlichen Unterstützung rechnen.

Aber was noch mehr auf die paramilitärische/militärische Herkunft des Pamphlets schließen lässt, ist sein Inhalt. Der oder die Verfasser versuchen die Situation in der Region wie eine Insel des Friedens aussehen zu lassen. Dafür müssen sie das Bespitzelungsnetz verheimlichen, das sie zur umfassenden Kontrolle der Einwohner aufgebaut haben. Verhehlt werden müssen auch die bewaffneten Streifen auf ihren Motorrädern, die ständig auf der Straße nach San José patrouillieren, ebenso wie die illegalen Steuern, die sie kassieren. Verschwiegen werden auch die Vorschriften, die sie den Bewohnern in ihren Versammlungen machen, etwa jene, die den Anbau von Produkten zum Eigenverbrauch verbieten und ihnen stattdessen sogenannte Entwicklungs- oder Fortschrittsmodelle aufzwingt, die auf lange Sicht zu ihrem Ruin und ihrer anschließenden Vertreibung führen.

Nicht die Rede sein darf auch von der dauernden Bedrohung jener, die sich all dem nicht fügen wollen oder von den Todeslisten und den Morden, die sie schon auf dem Gewissen haben. Unerwähnt bleiben natürlich auch die Gruppen von Zivilisten in Tarnuniformen und mit Gewehren und Handfeuerwaffen, die durch die Dörfer patrouillieren, ebenso wie das dauerhafte und freundschaftliche Zusammenleben von
paramilitärischen Führern und den Offizieren des Militärs im Dorf San José.

Sie erwähnen auch die Ankunft ausländischer Unternehmen nicht, die nur an der schnellen Ausbeutung der natürlichen Ressourcen interessiert sind und deren schwere Schädigungen der Umwelt mit rechtswidrigen Konsultationen der Bevölkerung bemäntelt werden. Die illegalen Erschließungsstraßen zu den Stätten der Ausbeutung werden mit dem Kapital und dem Maschinenpark gebaut, die die Paramilitärs zur Verfügung stellen.

So sieht die Insel des Friedens aus, die sie zeichnen und wo die demobilisierten ehemaligen FARC angeblich in absoluter Ruhe leben.
Dem Pamphlet nach ist die einzige Gruppe, die diesen „Frieden“ ablehnt, unsere Friedensgemeinde, die ihnen zufolge Krieg sät. Aber sie konkretisieren weder, was sie als Frieden, noch was sie als unseren Krieg bezeichnen. Im Pamphlet wird jedoch klar, dass es sie stört, dass unsere Gemeinschaft nicht mit den Paras kooperiert und zu ihren Verbrechen nicht einfach schweigt.

Daher ist es klar, dass wir ihrer Meinung nach „Krieg“ führen indem wir all ihre schlimmen und kriminellen Aktivitäten ablehnen, die sich sowohl gegen Menschen als auch gegen die Natur richten. (…) Wir werden nicht schweigen und immer wieder all diese Dinge an die Öffentlichkeit bringen – das ist für sie unser Krieg (…)

Sie wagen es nicht zuzugeben, dass sie uns bespitzelt und verfolgt haben und dabei zu dem Schluss gekommen sind, dass wir nicht einmal ein Messer haben, um uns zu verteidigen, und dass es daher leicht ist, uns zu töten. Stattdessen betraten sie am 29. Dezember 2017 bewaffnet unser privates Gebiet in Josesito, um uns zu ermorden und Gott sei Dank konnte durch eine schnelle waffenfreie Reaktion die Ermordung unserer Führer verhindert werden. Aber dennoch sind wir in dem Schriftstück diejenigen, die sich für „Krieg“ entscheiden und sie sind für „Frieden“.

Aber all diese Diffamierungen und unverschämten Angriffe sind ja nicht neu, sondern sind Teil einer Strategie, die schon seit Jahrzehnten verfolgt wird und die Vernichtung unserer Friedensgemeinde zum Ziel hat. Zuerst versuchten uns die Paramilitärs gemeinsam mit dem Militär physisch zu vernichten. Im Laufe der Jahre ermordeten sie in ihrem Rausch an Grausamkeiten mehr als 300 unserer Kameraden und Kameradinnen, darunter auch Kinder und Alte. Dieser einem Völkermord gleichende Vorgang wurde – mit rechtfertigender Wirkung – begleitet von einer kriminellen Stigmatisierungskampagne des Präsidenten der Republik.

Denn Paras, die vor den Instanzen des Friedensabkommens von ihren Taten aussagten, berichteten, wie Ex-Präsident Álvaro Uribe Vélez sie überzeugt hat, dass unsere Friedensgemeinde ein Guerrilla-Nest sei. Sie sollten daher mitleidslos unsere Leute töten, was sie heute bitter bereuen, weil sie verstanden haben, dass sie dadurch gezwungen wurden, Unschuldige zu töten. Uribe hat heute zahlreiche Strafverfahren eines Rechtssystems am Hals, das freilich zwischen Straflosigkeit und Gerechtigkeit hin- und herschwankt. Damals erfuhr diese Politik den starken publizistischen Rückhalt von Zeitungen wie „El Colombiano“ und „El Mundo de Medellín“ und von Rundfunkanstalten von Urabá. Sie verbreiteten Lügen und Verleumdungen und gingen ganz offensichtlich eine Komplizenschaft mit all diesen Verbrechen ein, für die sie nicht einen einzigen Tag im Gefängnis bezahlt haben, und sie haben den betroffenen Familien gegenüber auch nicht versprochen, diese Verbrechen nicht zu wiederholen.

Mehrere Jahre versuchte die Allianz aus Militärs und Paras, unsere Gemeinschaft durch Hunger auszurotten. Sie blockierten die Lebensmittelversorgung und scheuten sich nicht, dafür mehrere Chiveros-Fahrer (Anm.d.Ü.: die Chauffeure des informellen Nahverkehrs), alle Ladenbesitzer im Dorf und alle fliegenden Lebensmittel- und Getränkehändler an der Straße zwischen Apartadó und San José zu ermorden.

Dieser gesamte Vernichtungswahn wurde ergänzt durch die Arbeit des korrupten und kriminellen Justizapparates mit falschen Zeugen, Folter, willkürlicher Inhaftierung und Verletzung aller Prozessregeln. Auch als wir die obersten Gerichte anriefen und mit genauen Recherchen und Beweisen das Fehlverhalten von Staatsanwälten, Richtern, Polizeibeamten, Strafverteidigern aufzeigten, hatte das keinen Erfolg. Die Gerichte getrauten sich nicht zu handeln, sodass bis heute die korrupten und kriminellen Vertreter der sogenannten Gerechtigkeit in ihren Ämtern geblieben sind.

Nachdem nun unsere Gemeinschaft erfahren musste, dass sie nicht mit der Hilfe der Justiz rechnen konnte und ihrer verfassungsmäßigen Rechte beraubt werden, rekurrierte sie auf den Gewissensnotstand und wandte sich fortan nur noch an internationale Gerichte. Aber zugleich entschieden wir uns, weiterhin an das Gewissen und das Solidaritätsgefühl jener Menschen und Organisationen auf nationaler ebenso wie auf internationaler Ebene zu appellieren, die weiterhin an ethischen Prinzipien festhalten. Deshalb berichten wir weiterhin über die sozialen Netzwerke von den Angriffen gegen uns.

Auch dieser letzte Appell an die menschliche Solidarität der „Sauberen“ wurde von der 17. Brigade des Heeres blockiert. Am 28. September 2018 ging sie juristisch gegen uns mit dem Ziel vor, uns mundtot zu machen. Wir sollten gezwungen werden, alle unsere Auftritte in den sozialen Medien zu entfernen. Wir aber weigerten uns, diesen schurkischen Anweisungen Folge zu leisten. Die korrupte zuständige Richterin ließ sich dazu hinreißen, die in der Verfassung festgeschriebene Meinungsfreiheit zu verletzten, die die internationalen Normen des Verfassungsrechts als Wesensgehalt der Demokratie ansehen. Bisher hat das Verfassungsgericht solche absurden Urteile auf Eis gelegt, und zwar viel zu lang.

Kein Wunder also, dass die Herausgeber des hier erwähnten schmutzigen Pamphlets beklagen, dass ihr Verhalten kritisiert wird, aber gleichzeitig fordern sie die Regierung auf, sie bei einem der schwersten Verbrechen zu unterstützen: nämlich unsere Gemeinde zu vernichten (…).

Die Verfasser wollen außerdem, dass sie freien Zugang zu allen unserem Grund und Boden erhalten. Wir haben ja schon am
29. Dezember 2017 einschlägige Erfahrungen mit ihnen gemacht, als fünf Paramilitärs von denen, die in San José unentwegt mit den Ordnungskräften zusammen sind, in San Josesito mit dem Ziel eindrangen, unseren juristischen Vertreter und die Mitglieder unseres internen Rates zu ermorden. Sollen wir jetzt etwa alle Schlösser für sie öffnen, damit sie einfach hereinkommen und weiter töten können? Ist nicht dieses Verhalten typisch für kriminelle Banden?

In dem Pamphlet wird gefordert, den Vernichtungskrieg gegen uns „Frieden“ zu nennen. Entsprechend bezeichnen die Autoren die Beharrlichkeit, mit der wir angesichts ihrer Verbrechen, ihrer Gewalttaten, ihrer Drohungen und Übergriffe unsere Stimme erheben, als “Krieg”.

Basierend auf unseren festen Überzeugungen setzen wir hier den Bericht über die jüngsten Ereignisse fort:

  • Am Samstag, den 19. September 2020, wurde tagsüber eine Gruppe von Paramilitärs mit Gewehren auf der Straße gesehen, die vom Dorf Las Nieves nach La Esperanza führt, das zu San José de Apartadó gehört.
  • Am Dienstag, 29. September 2020, fuhr eine auffallende Gruppe von Männern, mit Pistolen bewaffnet, auf Motorrädern auf der Straße am Rande unserer Siedlung San Josesito. Am Nachmittag desselben Tages überquerte der als Alfredo bekannte Paramilitär diese Straße. Anscheinend koordinierten all diese Paramilitärs an diesem Tag die Verteilung von Flugblättern, die dann zwei Tage später in der gesamten Region und in vielen Gemeinden von Antioquia und dem Land gefunden wurden.
  • In der Nacht des Mittwochs, 30. September 2020, erreichten uns Informationen über einen angeblichen Vernichtungsplan, den die Paramilitärs zusammen mit einigen Siedlern dieser Zone ausgeheckt hätten. Ziel sollte unsere Friedensgemeinde sein. Es wird uns vorgeworfen, dass unsere Gemeinschaft keinen Fortschritt in der Gegend zulasse und dass wir die Anwesenheit der Paramilitärs im Dorf kritisierten, was ihnen schadet und verhindert, dass sie die Bevölkerung noch stärker kontrollieren.
  • Am Donnerstagmorgen, 1. Oktober 2020, fanden sich viele Pamphlete der Paramilitärs und eine Menge Graffiti an Bäumen und Häusern, die von den Autodefensas Gaitanistas de Colombia unterzeichnet waren, die unsere Region und viele andere in Kolumbien kontrolliert. (Anm.d.Ü: Die Autodefensas Gaitanistas de Colombia, AGC, gelten als die mächtigste und gefährlichste paramilitärischen Truppe des Landes. 2016 wurde geschätzt, dass die AGC, die zugleich eines der großen Drogen-Kartelle des Landes sind, rund 3000 Mann unter Waffen haben. Die AGC treten auch unter den Namen Clan del Golfo, Clan Úsuga oder Los Urabeños auf).
    Es scheint, dass diese Pamphlete nicht nur in San José de Apartadó und seinen Ortsteilen, sondern auch in vielen anderen Gemeinden des Landes verteilt wurden. In dieser Broschüre protestieren sie gegen die Brutalität der Nationalpolizei gegen Volksproteste und prangern gleichzeitig die Aktivitäten der Guerilla in der Region an. Es ist beunruhigend, dass eine staatlich tolerierte paramilitärische Struktur nun die Unterstützung der Bevölkerung gewinnen will, indem sie ihre eigene Schutzmacht in einer Angelegenheit anprangert, die auf nationaler Ebene so einhellig von der Bevölkerung abgelehnt wird, wie es das brutale Vorgehen der Polizei ist. Und dazu kommt noch, dass es keine Bestrebungen des Staates gibt, die Paras zu verfolgen, wie der Bischof von Apartadó vor einigen Monaten angeprangert hat.
  • An demselben Tag in den Morgenstunden marschierte ein Trupp von Soldaten der 16. Brigade (Anm.d.Ü. gemeint ist vermutlich die 17. Brigade), durch unser Friedensdorf und verletzten so unser Privateigentum. Ganz in der Nähe war unseren Informationen zufolge auch eine bewaffnete Gruppe von Paramilitärs in Zivil.
  • Tagsüber am 1. Oktober 2020 erhielt unsere Gemeinde Informationen, nach denen es die als Jesusito und Wilfer Higuita bekannten Paras waren, die die Pamphlete verteilt und Bäume und Häuserfronten beschmiert haben. Es ist bekannt, dass Wilfer Higuita als Teil der Paramilitärs 2009 in die 17. Heeresbrigade integriert wurde. Am 17. Januar 2009 wurde er Bote von Oberst Germán Rojas Díaz, dem Kommandanten der Brigade, sollte in dieser Funktion ein Mitglied der Friedensgemeinschaft erpressen und ihn auffordern, ihm bei der Zerstörung der Friedensgemeinschaft zu helfen, sonst würde er Strafverfahren wegen Drogenhandels oder Rebellion mit falschen Zeugen erfinden. Am 16. November 2009 machte Wilfer Higuita selbst am Rande von San José de Apartadé eine Liste von Ermordeten bekannt, von denen mehrere in den folgenden Tagen getötet wurden, wie Fabio Manco und Luis Arnelio Zapata. Laut Higuitas Ankündigung würden für jeden Tod sieben Millionen Pesos bezahlt. In diesen Jahren wurde er als Paramilitär mit Soldaten der 17. Brigade auf Patrouille gesehen.
  • Am Mittwoch, den 7. Oktober 2020, um 7 Uhr, betrat eine Gruppe von vier Soldaten der 17. Brigade ohne Genehmigung den inneren Bereich unseres Friedensdorfes. Etwas später um 11 Uhr betraten drei weitere Soldaten unerlaubt unseren Bereich, behaupteten einige Koordinaten zu überprüfen und gaben vor, sich verlaufen zu haben. Es sei darauf hingewiesen, dass das Friedensdorf ausreichend als Privatgebiet gekennzeichnet ist. Es ist nicht nachzuvollziehen, dass Beamte des Staates den Schutz des Eigentums ignorieren. Klar ist, dass die Paras eine Möglichkeit suchen, unsere Lebensweise zu zerstören. Deshalb nutzen sie verschiedene Beobachtungspunkte, um sich dauerhaft einen Einblick in unsere Aktivitäten zu verschaffen. Angeblich kommt ein neuer paramilitärischer Kommandant in das Gebiet, der den bisherigen, „Pueblito“ oder „Pueblo“ genannten Para-Chef ersetzen wird, der von den Ordnungskräften getötet worden ist.

Die Bergbauunternehmen haben das größte Interesse an der Übernahme unserer Region. In den letzten Monaten hat es viele illegale Befragungen der Bevölkerung  gegeben, um mit dem Abbau der Bodenschätze zu beginnen. (Anm.d.Ü.: In Kolumbien sind bei Bergbauprojekten Konsultationen der Bevölkerung juristisch vorgeschrieben. Oft führen die Firmen jedoch eigene  – also illegale – Befragungen durch, auf deren manipulierte Ergebnisse sie sich später berufen können.) Die Befragungen wurden von den Paramilitärs durchgeführt, die die schmutzige Arbeit des Urabá-Unternehmers verrichten.

Leider fallen die Bauern oft auf das Spiel dieser Unternehmen herein, die nur ihre Devisenkassen füllen und dafür die Bauern um ihre ohnehin prekären Einkünfte bringen wollen, die am Ende ihr Land tatsächlich aufgeben. Danach werden sie von jenen vertrieben, die diese Art der Enteignung als Fortschritt und Entwicklung ausgeben.

Man muss sich nur anschauen, wie die anderen Regionen des Landes aussehen, in denen diese Unternehmen die Ressourcen ausgebeutet haben und wie die Menschen jetzt nur noch in Elend leben, mit der Angst vor Vertreibung und mit Schmerz und Wut, weil sie den falschen Versprechungen geglaubt haben, die diese Unternehmen verbreitet hatten.

Wir wissen, dass es ein großes Interesse der Bergbaufirmen und der staatlichen Institutionen gibt, unserer Friedensgemeinde die kollektiven Ländereien zu nehmen. Sie nutzen den Paramilitarismus und einen großen Teil der Zivilbevölkerung in der Region,  um das Ärgernis zu beenden, das wir in ihren Augen sind. Dann könnten sie die Bodenschätze und Ressourcen ausbeuten und dieser schönen Zone ein Ende bereiten. Dieser Art von „Fortschritt des Todes und der Vernichtung“ tritt unsere Friedensgemeinde entschieden entgegen.

Wir möchten wieder den Personen und Gemeinden danken, die von unterschiedlichen Orten des Landes und der Welt aus uns diese fast 23 Jahre der Friedensgemeinde begleitet haben und die trotz der Isolation durch die Pandemie die kolumbianische Regierung weiterhin jeden Tag unter Druck setzt, unser Leben oder unser Erbe und unser Vermächtnis nicht zu zerstören. Wir danken aufrichtig dafür, dass Sie diesen Prozess der Verteidigung des Lebens unterstützt haben, und das ermutigt uns auch moralisch, unsere Grundsätze weiter zu verteidigen.

Comunidad de Paz de San José de Apartadó
12. Oktober 2020