Amnesty veröffentlicht Satellitenbilder aus Aleppo, Syrien

Die US-amerikanische Sektion von Amnesty International hat am Montag Satellitenbilder von Aleppo und Umgebung veröffentlicht. Auf den Bildern ist zu erkennen, dass auch in Wohngebieten der syrischen Stadt verstärkt schwere Waffen eingesetzt werden. Auf Fotos der Kleinstadt Anadan in der Nähe von Aleppo sind mehr als 600 Einschläge zu sehen, die vermutlich von Granaten stammen. Sie lassen auf heftige Gefechte zwischen der syrischen Armee und bewaffneten Oppositionsgruppen schließen.

Ein Satellitenbild vom 31. Juli 2012 zeigt Krater in der Nähe einer Wohnsiedlung in Anadan. Sie dürften von schwerer Artillerie stammen. Amnesty befürchtet, dass es beim Einsatz schwerer Waffen zu weiteren Menschenrechtsverletzungen in den Wohngebieten von Aleppo kommen wird.

Mehr zu den Bildern und der Pressemitteilung von Amnesty International USA
> Satellite Images from Escalating Syrian Conflict Are Reason for Concern

Folter und Repression in Syrien

„Jede Demonstration, die ich in Aleppo beobachtete, endete damit, dass Sicherheitskräfte das Feuer auf die friedlichen Demonstranten eröffneten“. Das berichtet Donatella Rovera, unsere Amnesty-Expertin für Krisengebiete, die sich Ende Mai in Aleppo aufhielt und vor Ort recherchierte.

Am Mittwoch veröffentlichte Amnesty den jüngsten Bericht zu Syrien, der das Ausmaß der Gewalt im dortigen Bürgerkrieg dokumentiert. Brutaler kann eine Regierung kaum gegen Demonstranten vorgehen. Den momentanen Kämpfen in Aleppo gingen monatelang friedliche Proteste voraus, die immer wieder von Sicherheitskräften und regierungsnahen Truppen blutig niedergeschlagen wurden. Zahlreiche Menschen wurden dabei getötet und Hunderte verletzt, darunter unbewaffnete Demonstranten und auch unbeteiligte Zivilisten und Kinder. Verwundete, die ins Krankenhaus gingen, liefen immer wieder Gefahr, dort von Regierungstruppen verhaftet und gefoltert zu werden. Ärzte und Krankenschwestern, die Verletzte behandelten, wurden oft selbst Opfer der staatlichen Gewalt. Verhaftete Demonstranten wurden bedroht, misshandelt und in einigen Fällen zu Tode gefoltert. Angehörige wurden gezwungen, den Tod ihrer Familienmitgliedern schriftlich „terroristischen Banden“ zuzuschreiben.

Angesichts der bisher dokumentierten Verbrechen ist vorhersehbar, dass bei der momentanen Offensive der Armee auf Aleppo wenig Rücksicht auf die Zivilbevölkerung genommen wird.
> Der vollständige Syrien-Bericht von Amnesty kann hier gelesen werden.